Wann sollte ein Fachbetrieb ran? Diese Grenzen der Eigenleistung im Haus sind gesetzlich festgelegt

Wann sollte ein Fachbetrieb ran? Diese Grenzen der Eigenleistung im Haus sind gesetzlich festgelegt

Beim Hausbau sparen viele Bauherren gerne an den Kosten - und setzen auf Eigenleistung. Wer mit dem Schraubenzieher loslegt, kann bis zu 30 % der Gesamtkosten einsparen. Doch wie viel ist wirklich machbar? Und wo endet die Grenze, ab der ein Fachbetrieb ranmuss? Viele denken: Ich kann doch alles selbst machen. Doch das ist ein gefährlicher Irrtum.

Was du selbst machen darfst - und was nicht

Du darfst tatsächlich viele Arbeiten selbst erledigen, wenn du die nötige Zeit und etwas Geschick mitbringst. Maler- und Tapezierarbeiten sind ein klassisches Beispiel. Wer eine Wand streicht oder Tapeten anbringt, tut das oft besser als ein Handwerker - und spart dabei Geld. Dasselbe gilt für Bodenverlegung: Laminat, Parkett oder auch Fliesen lassen sich mit der richtigen Anleitung verlegen. Wichtig ist nur: Du brauchst die richtigen Werkzeuge und ein wenig Übung. Ein falsch verlegter Boden kann später knacken, sich wellen oder feucht werden - und das kostet mehr als die Einsparung.

Auch Dämmarbeiten in nicht-tragenden Wänden, im Dachgeschoss oder unter dem Estrich sind erlaubt. Du kannst Holzrahmen einbauen, Dämmplatten anbringen und die Folien verlegen. Aber: Wenn es um die tragende Konstruktion geht - also bei Wänden, die Lasten tragen - darfst du nicht einfach selbst loslegen. Hier ist fachliche Planung und Berechnung nötig. Ein falsch gedämmter Deckenbalken kann Feuchtigkeit einbringen, Schimmel fördern und die Statik beeinträchtigen.

Gartenarbeit ist ein weiterer Bereich, in dem du viel selbst tun kannst. Pflanzen, Wege legen, Terrassen bauen, Zäune aufstellen - all das ist erlaubt. Du musst keine Baugenehmigung dafür einholen, solange du keine bauliche Veränderung am Haus selbst vornimmst. Aber: Wer eine neue Terrasse mit Fundament baut, sollte wissen, wie tief das Fundament gehen muss, um Frostschäden zu vermeiden. Hier hilft ein einfacher Bauplan oder ein Beratungsgespräch mit einem Fachmann.

Das ist verboten - und warum

Jetzt kommt der wichtige Teil: Es gibt Arbeiten, die du niemals selbst machen darfst. Das ist nicht nur eine Empfehlung - das ist Gesetz. Und zwar aus gutem Grund.

Elektroinstallationen? Verboten. Kein Hausbesitzer, egal wie geschickt, darf eine neue Stromleitung verlegen, eine Steckdose im Bad einbauen oder die Hauptsicherung umstellen. Nur zertifizierte Elektriker dürfen das tun. Warum? Weil ein falscher Anschluss einen Brand auslösen kann. Und wenn es zu einem Schaden kommt - weil du selbst die Leitungen verlegt hast - dann zahlt deine Wohngebäudeversicherung nicht. Die Versicherung prüft genau, wer was gemacht hat. Ein selbst verlegtes Kabel kann den gesamten Versicherungsschutz auffliegen lassen.

Dasselbe gilt für Sanitärinstallationen. Wer eine neue Toilette anschließt, eine Dusche einbaut oder die Heizungsrohre verlegt, macht sich strafbar. Nur zugelassene Installateure dürfen das. Warum? Weil Wasserleitungen und Abwasserrohre mit Hygiene, Druck und Rückstau zu tun haben. Ein undichter Anschluss kann nicht nur dein Haus überschwemmen - er kann auch das Haus der Nachbarn beschädigen. Und wer dann den Schaden zahlen muss? Du. Und zwar aus eigener Tasche.

Heizungsanlagen? Auch hier gilt: Keine Eigenleistung. Du darfst keinen neuen Kessel einbauen, keine Heizkörper umstellen oder die Umwälzpumpe wechseln. Das ist nicht nur gefährlich - es ist auch illegal. Jede Heizungsanlage muss von einem Fachmann geprüft, abgenommen und dokumentiert werden. Sonst bekommst du keine Betriebserlaubnis. Und ohne diese, kann deine Bank die Finanzierung kündigen.

Und was ist mit dem Dach? Auch hier: Keine Eigenleistung. Dachdeckerarbeiten - egal ob Ziegel, Schiefer oder Metalldach - dürfen nur von Fachbetrieben ausgeführt werden. Warum? Weil das Dach das wichtigste Element des Hauses ist. Ein falsch verlegtes Dach kann innerhalb von zwei Jahren undicht werden. Und dann: Schimmel, Holzschäden, feuchte Wände. Und wieder: Keine Versicherung zahlt.

Ein Hausquerchnitt mit roten Verbotsschildern für Elektro, Wasser und Dach, grüne Haken für Maler- und Dämmarbeiten.

Wie viel Eigenleistung akzeptieren Banken?

Du hast gearbeitet, du hast gespart - aber die Bank erkennt das nicht einfach an. Banken akzeptieren Eigenleistung als Teil der Eigenkapitalquote - aber nur bis zu einem bestimmten Betrag. In der Regel sind das 10 bis 15 % der Gesamtkosten. Manche Banken erlauben bis zu 30.000 Euro, andere akzeptieren nur 5 % - und das ist realistisch.

Warum so wenig? Weil Eigenleistung nicht wie Bargeld ist. Du kannst sie nicht auf ein Konto einzahlen. Sie muss bewiesen werden. Das bedeutet: Du brauchst eine detaillierte Liste aller Arbeiten, die du gemacht hast - mit Zeitangaben, Materialkosten und einer schriftlichen Bestätigung, dass du die Arbeiten tatsächlich erledigt hast. Und das muss von einem Fachmann unterschrieben werden. Ein Elektriker kann nicht bestätigen, dass du die Wände gestrichen hast. Aber er kann bestätigen, dass du die Elektroinstallationen nicht selbst gemacht hast.

Es gibt Ausnahmen. Einige Banken akzeptieren bis zu 50 % Eigenleistung - aber nur, wenn ein qualifizierter Handwerker schriftlich bescheinigt, dass du die nötigen Fähigkeiten hast. Das ist selten. Und teuer. Denn solche Bestätigungen kosten Geld. Und du musst sie vor Baubeginn vorlegen.

Die größten Fehler bei Eigenleistung

Die meisten Bauherren machen denselben Fehler: Sie überschätzen sich. Sie denken: Ich bin handwerklich begabt. Ich habe schon mal einen Schrank gebaut. Das reicht nicht.

Ein Schrank ist ein Schrank. Ein Haus ist ein System. Alles hängt zusammen. Wenn du die Dämmung falsch machst, dann muss der Elektriker später durch die falsch verlegten Leitungen bohren. Wenn du die Bodenplatte nicht richtig vorbereitest, dann reißt später der Estrich. Und dann: Verzögerungen. Und Verzögerungen kosten Geld. Die Bereitstellungszinsen laufen weiter. Du zahlst Zinsen für Geld, das du noch nicht brauchst - nur weil du zu viel selbst machen wolltest.

Ein weiterer Fehler: Keine Absprache mit dem Bauunternehmen. Du machst die Wände fertig, aber der Trockenbauer kommt erst in zwei Wochen - weil du nicht mit ihm abgesprochen hast. Er kann nicht anfangen, weil der Boden noch nicht trocken ist. Und jetzt? Du zahlst für die Verzögerung. Der Bauträger kann Schadenersatz verlangen. Das ist kein Gerücht - das ist Standard im Bauträgervertrag.

Und dann ist da noch die Versicherung. Du hast deine Bauherrenhaftpflichtversicherung abgeschlossen - gut. Aber sie zahlt nur, wenn du alle Helfer angemeldet hast. Wenn dein Bruder dir beim Fliesenlegen hilft - und er fällt von der Leiter - dann bist du haftbar. Ohne Anmeldung bei der Baugenossenschaft und ohne Versicherungsnachweis: Bußgeld. Und die Versicherung weigert sich zu zahlen.

Ein Elektriker und Installateur prüfen eine Hausinstallation, der Hausbesitzer beobachtet von der Tür aus.

Wie du Eigenleistung richtig planst

Wenn du Eigenleistung machen willst, dann tu es klug. Hier ist dein Plan:

  1. Erstelle eine Liste - Was kannst du wirklich? Malern? Fliesen? Dämmen? Schreibe es auf. Sei ehrlich.
  2. Prüfe die Gesetze - Welche Arbeiten sind verboten? Elektro, Sanitär, Heizung, Dach - das sind die Tabuzonen.
  3. Rede mit deinem Bauträger - Schreibe in den Vertrag: Wer macht was? Wann? Und wer ist verantwortlich, wenn etwas schiefgeht?
  4. Dokumentiere alles - Fotos, Zeitpläne, Materialrechnungen. Das brauchst du für die Bank - und für deine eigene Sicherheit.
  5. Bestätige mit einem Profi - Lass einen Handwerker deine geplanten Arbeiten prüfen. Er sagt dir: Das geht. Das nicht. Und das ist wertvoller als jede Internetseite.

Die meisten Bauherren, die erfolgreich Eigenleistung machen, haben nicht alles selbst gemacht. Sie haben das gemacht, was sie konnten - und den Rest dem Profi überlassen. Das ist nicht Schwäche. Das ist klug.

Die Zukunft der Eigenleistung

Die Branche verändert sich. Immer mehr Bauunternehmen bieten spezielle Beratungen für Eigenleistung an. Sie helfen dir, zu erkennen, wo du sparen kannst - und wo du lieber zahlen solltest. Die Nachfrage nach diesen Beratungen ist im letzten Jahr um 23 % gestiegen. Das sagt etwas aus: Die Leute lernen. Sie erkennen, dass Eigenleistung nicht heißt: Alles selbst machen. Sondern: Richtig machen.

Die Grenzen bleiben. Elektro, Sanitär, Heizung, Dach - das bleibt Fachbetrieben vorbehalten. Und das wird auch in zehn Jahren so sein. Denn Sicherheit hat keinen Preis. Und wer ein Haus baut, baut nicht nur für sich - er baut für seine Familie. Und für die Zukunft.

Wenn du dich fragst: Soll ich das selbst machen? Dann frage dich: Was kostet es, wenn es schiefgeht? Und ist die Zeit, die du sparst, wirklich mehr wert als der Preis für einen Profi?