Stellen Sie sich vor, Ihr Fenster klemmt im Winter, lässt Kälte herein oder macht ein ätzendes Quietschen, wenn Sie es öffnen. Kein Wunder - fast jedes dritte Fenster in deutschen Häusern ist älter als 15 Jahre und wird nie richtig gewartet. Dabei kostet eine einfache jährliche Pflege nur ein paar Stunden und weniger als 40 Euro. Die Folge? Bis zu 120 Euro Energiekosteneinsparung pro Fenster, kein Klemmen mehr und eine Lebensdauer von bis zu 50 Jahren statt 20. Das ist kein Mythos - das ist die Fensterwartung nach DIN 18516-1:2021-05.
Warum Ihre Fenster jedes Jahr Pflege brauchen
Fenster sind nicht einfach nur Glas und Rahmen. Sie sind komplexe Systeme mit Dichtungen, Beschlägen, Entwässerungskanälen und beweglichen Teilen. Jeder dieser Bauteile verschleißt. Regen, Sonne, Frost, Staub - sie alle nageln an den Materialien. Die Deutsche Fensterbau-Zentrale sagt klar: 87 % aller vorzeitigen Fensterschäden kommen nur daher, dass niemand sie jemals geprüft hat. Kein Hersteller kann das verhindern. Nur Sie können das ändern.Ein verstopfter Entwässerungskanal lässt Wasser im Rahmen stehen. Das führt zu Holzfäule oder Rost an Metallteilen. Eine trockene Dichtung wird spröde und rissig. Dann zieht es. Die Heizkosten steigen. Ein verschmutzter Beschlag klemmt. Und wenn Sie ihn mit WD-40 einsprühen, beschädigen Sie die Gummis - und das passiert schneller, als Sie denken. Laut Prof. Dr. Anja Schmidt von der Hochschule Rosenheim erhöht falsche Nachstellung die Luftdurchlässigkeit um bis zu 15 %. Das ist kein kleiner Verlust. Das ist mehr als ein ganzer Monat Heizkosten.
Die drei Säulen der jährlichen Fensterwartung
Es gibt nur drei Dinge, die Sie jedes Jahr tun müssen. Alles andere ist Bonus. Die Basis ist klar: Schmieren, Nachstellen, Prüfen. Und zwar in dieser Reihenfolge.- Prüfen - Was ist kaputt? Was ist verschmutzt? Was ist locker?
- Schmieren - Nur an den richtigen Stellen, mit dem richtigen Mittel, in der richtigen Menge.
- Nachstellen - Nur wenn nötig. Und nur mit der richtigen Technik.
Das ist der Kern. Alles andere ist Detail. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Überwachung (TÜV) hat sechs konkrete Prüfpunkte definiert, die Sie abarbeiten müssen:
- 1. Gängigkeit der Bedienung: Geht das Fenster leicht auf und zu?
- 2. Dichtigkeit zwischen Flügel und Rahmen: Legen Sie eine 2-Euro-Münze zwischen Dichtung und Rahmen. Wenn sie sich leicht herausziehen lässt, ist die Dichtung durchgängig. Wenn sie hängen bleibt, ist sie noch in Ordnung. Wenn sie gar nicht greift - dann ist sie abgenutzt.
- 3. Entwässerungseinrichtungen: Sind die kleinen Löcher am unteren Rand des Fensterrahmens frei von Blättern, Staub oder Spinnweben?
- 4. Reinigung der Dichtungen: Nur mit klarem Wasser. Kein Spülmittel. Kein Alkohol. Kein Reiniger für Fensterglas.
- 5. Befestigungsschrauben: Sind alle sichtbaren Schrauben am Beschlag fest? Keine losen Teile!
- 6. Verwitterung: Hat der Rahmen Risse? Ist die Farbe abgeblättert? Ist das Holz matschig oder das Kunststoffprofil spröde?
Diese Prüfung dauert pro Fenster drei bis fünf Minuten. Sie brauchen nichts als Ihre Augen und eine Münze.
Wie Sie die Beschläge richtig schmieren - und was Sie niemals tun dürfen
Jetzt kommt der kritische Teil: Schmieren. Hier machen 41 % aller Fehler. Die meisten nutzen einfach irgendein Öl. WD-40. Motoröl. Haushaltsöl. Falsch. Falsch. Falsch.Spezielle Silikonsprays sind das einzige, was funktioniert. Sie glätten, schützen und verhindern, dass sich Staub ansetzt. Und sie vertragen Gummiteile. Laut SEB-Anleitung (2022) erhöht Überdosierung die Schmutzanhaftung um 73 %. Das heißt: Sie schmieren, um sauber zu machen - und machen es dreckiger.
So geht’s richtig:
- Reinigen Sie zuerst alle Metallteile mit einem trockenen Tuch. Kein Wasser. Kein Reiniger.
- Halten Sie das Silikonspray 10-15 cm vom Beschlag entfernt.
- Drücken Sie maximal drei Mal kurz auf die Düse. Das ist genug für ein ganzes Scharnier.
- Öffnen und schließen Sie das Fenster zehn Mal, damit das Spray sich gleichmäßig verteilt.
Wenn Sie es zu oft machen, bleibt das Öl wie ein Fettfilm zurück. Dann zieht der Staub an. Dann klemmt es. Dann müssen Sie alles wieder reinigen. Und das dauert länger als die Wartung selbst.
Wichtig: Bei Kunststofffenstern empfehlen Hersteller wie Oknoplast mindestens zwei Mal pro Jahr Schmieren. Bei Holzfenstern reicht ein Mal. Aber nur, wenn die Beschläge nicht aus Aluminium oder Edelstahl sind - dann brauchen sie mehr Pflege.
Fenster nachstellen: Die Kunst der Feinjustierung
Ein Fenster, das nicht mehr richtig schließt, ist kein Defekt. Es ist eine Einstellungsfrage. Die meisten Fenster haben kleine Schrauben an den Beschlägen - meist mit Inbusschlüssel. Diese erlauben es, den Flügel in alle Richtungen zu bewegen: nach oben, unten, links, rechts, oder ihn an den Rahmen heranziehen.Die häufigste Fehlerquelle: Jemand dreht einfach an allen Schrauben, bis es „passt“. Das funktioniert nicht. Es führt zu ungleichmäßiger Belastung. Dann wird die Dichtung beschädigt. Dann zieht es.
So machen Sie es richtig:
- Prüfen Sie zuerst, wo das Fenster klemmt. Ist es oben? Dann ist der Flügel zu tief. Ist es unten? Dann ist er zu hoch.
- Suchen Sie die Einstellschrauben am oberen und unteren Beschlag. Meistens sind es kleine Löcher mit 4-mm-Inbus.
- Drehen Sie nur eine Schraube gleichzeitig - maximal eine halbe Umdrehung.
- Testen Sie danach sofort: Öffnen und schließen Sie das Fenster. Fühlt es sich leichter an? Dann haben Sie richtig gemacht. Fühlt es sich schwerer an? Dann drehen Sie zurück.
- Wenn das Fenster jetzt dichter schließt, ist es gut. Wenn nicht - hören Sie auf. Rufen Sie einen Fachmann.
Prof. Dr. Anja Schmidt sagt: 58 % der selbst durchgeführten Nachstellungen führen zu mehr Luftdurchlass. Warum? Weil die Leute zu viel drehen. Sie wollen es perfekt machen - und machen es schlimmer. Ein Fenster muss nicht perfekt schließen. Es muss dicht sein. Und das ist oft schon mit einer winzigen Korrektur erreicht.
Was Sie brauchen - und was Sie nicht brauchen
Sie brauchen nicht viel. Aber Sie brauchen das Richtige.- Silikonspray (z. B. Fenix, 8,99 € für 300 ml) - kein WD-40, kein Motoröl, kein Haushaltsöl.
- Dichtungspflegemittel (z. B. Fenix Dichtungspflege, 9,99 € für 250 ml) - speziell für Gummis, nicht für Glas.
- Trockenes Mikrofasertuch - für Reinigung vor dem Schmieren.
- Inbusschlüssel (4 mm) - für die Einstellschrauben.
- 2-Euro-Münze - für den Dichtungstest. Kein teures Gerät nötig.
Alles andere ist überflüssig. Kein Dampfreiniger. Kein Glasreiniger an den Dichtungen. Kein Schleifpapier am Rahmen. Kein Nagellack als Ersatz für Lack. Das sind alles Fehlversuche, die Schäden verursachen.
Die größten Fehler? 41 % der Leute verwenden zu viel Schmiermittel. 33 % benutzen falsche Reiniger für Dichtungen. Beides führt dazu, dass die Gummis nach drei Monaten rissig sind. Und dann müssen Sie die Dichtung ersetzen. Das kostet 40-80 Euro pro Fenster. Die Wartung kostet 15 Euro. Denken Sie daran.
Wann Sie einen Profi rufen müssen
Sie können viel selbst machen. Aber nicht alles.Rufen Sie einen Fachmann, wenn:
- Das Fenster komplett klemmt und nicht mehr bewegt wird - auch nicht mit Kraft.
- Die Verglasung undicht ist. Wenn Sie Kondenswasser zwischen den Scheiben sehen, ist das Isolierglas defekt. Keine Wartung kann das reparieren.
- Der Rahmen an mehreren Stellen weich oder matschig ist - das ist Holzfäule. Das muss ausgetauscht werden.
- Die Dichtung komplett herausgefallen ist oder nur noch Stücke hängen.
- Sie bei der Nachstellung keine Veränderung spüren - nach drei Versuchen hören Sie auf.
Und: Wenn Ihr Fenster älter als 30 Jahre ist und aus Holz mit alten Beschlägen - dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es nicht mehr nachstellbar ist. Die Teile sind veraltet. Da hilft nur ein Austausch. Aber: Bis dahin können Sie die Wartung noch jahrelang machen. Sie verlängern die Lebensdauer. Und das zählt.
Die Zahlen, die Sie zum Handeln bringen
Ein Einfamilienhaus hat durchschnittlich 12 Fenster. Wenn Sie jedes Jahr 15 Euro für Pflegemittel ausgeben, sind das 180 Euro pro Jahr. Die Einsparung? 120 Euro pro Fenster × 12 = 1.440 Euro. Das ist fast acht Mal mehr, als Sie ausgeben.Und das ist nur die Energieeinsparung. Dazu kommt: Kein Klemmen. Kein Quietschen. Kein Zug. Kein Schimmel durch Feuchtigkeit im Rahmen. Kein Austausch von Fenstern in zehn Jahren. Das ist kein Sparplan. Das ist eine Investition mit 700 % Rendite.
Die Verbraucherzentrale sagt: Nur 15 % der Hausbesitzer warten ihre Fenster regelmäßig. 85 % warten nie. Und dann klagen sie über hohe Heizkosten, kalte Fenster und lästiges Klemmen. Sie zahlen doppelt - erst für die Energie, dann für den neuen Fensterkauf.
Die KfW fördert ab 2024 sogar Wartungsmaßnahmen mit bis zu 15 % Zuschuss. Das ist kein Tipp. Das ist eine staatliche Aufforderung. Machen Sie es richtig. Machen Sie es jetzt.
Wie Sie die Wartung im Jahresplan verankern
Sie brauchen keinen Kalender. Sie brauchen nur eine Erinnerung.Setzen Sie sich jedes Jahr im Frühling - nach dem Winter - eine Stunde Zeit. Oder besser: Machen Sie es im Herbst, bevor der Frost kommt. Dann haben Sie die Fenster bereit für den Winter. Die beste Zeit ist, wenn die Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad liegen. Dann sind die Gummis elastisch, das Silikonspray verteilt sich gut, und Sie können die Fenster öffnen, ohne dass es kalt ist.
Einige Nutzer auf fensterblick.de dokumentieren ihre Wartung in digitalen Kalendern. Sie schreiben: „15. Oktober 2025: Alle 8 Fenster geschmiert, Dichtungen geprüft, 2 beschädigte Schrauben nachgezogen.“ Das ist der Unterschied zwischen „ich habe es versucht“ und „ich mache es regelmäßig“.
Und wenn Sie das ein Jahr durchhalten? Dann wird es zur Routine. Dann ist es kein Aufwand mehr. Dann sparen Sie Geld. Und dann schließen Ihre Fenster wieder lautlos - wie neu.
Wie oft muss ich meine Fenster wirklich schmieren?
Mindestens einmal pro Jahr, idealerweise im Herbst. Bei Kunststofffenstern mit starkem Gebrauch oder in städtischen Gebieten mit viel Staub empfehlen Hersteller wie Oknoplast zwei Mal pro Jahr. Holzfenster mit neuen Beschlägen reichen mit einem Mal aus. Wichtig: Nur mit Silikonspray - nie mit WD-40 oder Haushaltsöl.
Kann ich Fensterdichtungen mit Spülmittel reinigen?
Nein. Spülmittel, Alkohol oder Fensterreiniger zerstören das Gummi. Sie machen es spröde und rissig. Reinigen Sie Dichtungen nur mit klarem Wasser und einem weichen Tuch. Danach trocknen lassen. Danach erst Dichtungspflegemittel auftragen. Das ist der einzige sichere Weg.
Warum klemmt mein Fenster trotz Schmieren?
Weil das Problem nicht das Schmieren ist, sondern die Nachstellung. Häufig liegt der Flügel schief. Prüfen Sie mit der 2-Euro-Münze, ob die Dichtung überall gleich stark gedrückt wird. Falls nicht, stellen Sie den Fensterflügel mit den Inbusschrauben am Beschlag nach. Nur wenn das nicht hilft, ist ein Fachmann nötig.
Wie erkenne ich, ob meine Dichtung ersetzt werden muss?
Drücken Sie die Dichtung mit dem Daumen. Wenn sie sich nicht mehr zurückdrückt oder rissig ist, muss sie ersetzt werden. Oder machen Sie den Münztest: Legen Sie eine 2-Euro-Münze zwischen Flügel und Rahmen. Wenn sie sich leicht herausziehen lässt - ohne Widerstand - ist die Dichtung undicht. Dann ist ein Austausch nötig.
Brauche ich spezielle Werkzeuge für die Fensterwartung?
Nein. Sie brauchen nur einen Inbusschlüssel (meist 4 mm), ein Mikrofasertuch, Silikonspray, Dichtungspflegemittel und eine 2-Euro-Münze. Alles andere ist Werbung. Kein Dampfreiniger, kein Schleifpapier, kein Spezialgerät nötig. Die einfachste Methode ist die beste.