Feuchtraum-Elektro im Bad: Die wichtigsten Normen und Sicherheitsregeln nach DIN VDE 0100-701:2025

Feuchtraum-Elektro im Bad: Die wichtigsten Normen und Sicherheitsregeln nach DIN VDE 0100-701:2025

Warum Elektro im Bad so streng geregelt ist

Im Bad passiert etwas, das in keiner anderen Wohnungsräumlichkeit vorkommt: Du stehst barfuß auf nassen Fliesen, deine Haut ist feucht, und du berührst gleichzeitig Wasser - und vielleicht auch einen elektrischen Schalter, eine Leuchte oder eine Steckdose. Das ist kein Problem, solange alles richtig installiert ist. Aber wenn nicht, wird es lebensgefährlich. Der menschliche Körper leitet Strom viel besser, wenn er nass ist. Der Widerstand sinkt von etwa 100.000 Ohm auf unter 1.000 Ohm. Ein Strom von nur 50 Milliampere kann bei nasser Haut tödlich sein. Deshalb gibt es seit fast 100 Jahren spezielle Regeln für Elektroinstallationen in Bädern - und seit Juni 2025 gelten die neuesten Versionen.

Die drei Schutzbereiche: Wo was erlaubt ist

Die DIN VDE 0100-701:2025-06 teilt das Bad in drei klar definierte Zonen ein. Jede Zone hat eigene Regeln. Wer diese nicht kennt, macht Fehler - und riskiert Leben.

  • Schutzbereich 0: Das ist der Innenraum der Badewanne oder Dusche - also alles, was direkt mit Wasser in Kontakt kommt. Hier ist nur erlaubt: Geräte mit maximal 12 Volt Wechselspannung oder 30 Volt Gleichspannung. Das sind meist eingebaute LED-Strahler oder Wasserspiele. Wichtig: Die Stromquelle muss außerhalb dieses Bereichs liegen. Die Schutzart muss mindestens IPX7 sein - also kurzfristig tauchfest. Keine Steckdosen. Keine normalen Lampen. Keine Rasierer-Ladestationen.
  • Schutzbereich 1: Dieser Bereich reicht von der Badewanne oder Duschwanne bis zu einer Höhe von 2,25 Metern. Bei Duschen ohne Wanne geht er 1,20 Meter vom Wasserauslass nach außen. Hier dürfen nur SELV-Geräte (Sicherheitsextra-Niederspannung) mit 12 V AC / 30 V DC installiert werden. Die Schutzart sollte IPX5 sein (gegen Wasserstrahl geschützt), nicht nur IPX4. Viele installieren hier fälschlicherweise IPX4-Leuchten - das ist ein häufiger Fehler, der zu Kurzschlüssen führt.
  • Schutzbereich 2: Dieser Bereich grenzt mit 60 Zentimetern Tiefe an Schutzbereich 1. Hier dürfen Steckdosen installiert werden - aber nur mit FI-Schutzschalter (RCD) mit max. 30 mA Auslösestrom. Leuchten müssen mindestens IPX4 haben. Bei Duschmassagedüsen oder Whirlpools ist IPX5 Pflicht. Hier ist auch der Platz für elektrische Zahnbürsten-Ladestationen, wenn sie in einem wasserdichten Gehäuse stecken.

Alles außerhalb von Schutzbereich 2 gilt als trockener Bereich - hier gelten normale Haushaltsregeln. Aber: Auch dort müssen alle Stromkreise im Bad mit einem FI-Schutzschalter abgesichert sein. Das ist kein Bonus, das ist Gesetz.

FI-Schutzschalter: Die wichtigste Sicherheitsmaßnahme

Ohne FI-Schutzschalter ist eine Badrenovierung nicht normkonform. Und das gilt für alle Steckdosen, Leuchten, Heizungen - egal ob im Schutzbereich 1, 2 oder draußen. Der FI-Schalter (Fehlerstrom-Schutzeinrichtung Typ A) muss mit einem Bemessungsdifferenzstrom von höchstens 30 Milliampere ausgestattet sein. Er detektiert, wenn Strom „abfließt“ - etwa durch einen defekten Heizstab oder ein nasses Kabel - und schaltet innerhalb von 0,03 Sekunden ab. Das ist schneller, als dein Herz einen Rhythmus verliert.

Die Verbraucherzentrale Berlin hat 2025 dokumentiert: 22 % aller reklamierten Bad-Installationen hatten keinen FI-Schalter. In 68 % der Fälle war die Schutzart falsch. Das sind keine Kleinigkeiten. Das sind lebensgefährliche Fehler.

Technische Zeichnung eines Bades mit korrekten und falschen Elektroinstallationen in den Schutzbereichen 0, 1 und 2.

Was du nicht tun darfst

Einige Dinge sind einfach tabu - egal wie modern oder clever du dich fühlst.

  • Keine normalen Steckdosen in Schutzbereich 0 und 1. Selbst wenn du sie mit einer Abdeckung verschließt - es ist verboten.
  • Keine LED-Lampen ohne IP-Zertifizierung in Schutzbereich 1. Eine „wasserdichte“ LED von Amazon mit IP44 ist nicht ausreichend. Du brauchst IPX5, geprüft und zertifiziert.
  • Keine Verlängerungskabel im Bad. Nicht mal kurzfristig. Nicht mal für die elektrische Rasierer-Ladestation. Das ist ein klassischer Anfängerfehler - und eine häufige Ursache für Brände.
  • Keine Selbstinstallation ohne Elektrofachkraft. 92 % aller fehlerhaften Installationen wurden von Laien vorgenommen, wie die Verbraucherzentrale feststellte. Selbst wenn du denkst, du verstehst die Norm - du kennst nicht alle Nuancen.

Was sich 2025 geändert hat

Die neue Ausgabe DIN VDE 0100-701:2025-06, die am 1. Juni 2025 in Kraft trat, hat einige wichtige Anpassungen gemacht.

  • Außenduschen müssen jetzt mindestens IP44 haben - und zusätzlich einen Witterungsschutz, etwa ein Überdachung oder Schutzkasten.
  • Wellness-Bäder mit Whirlpools oder Saunaeinheiten fallen jetzt zusätzlich unter VDE 0100-702. Das heißt: Doppelte Prüfung.
  • Barrierefreie Bäder dürfen unter bestimmten Bedingungen Schalter höher anbringen - aber nur, wenn zusätzliche Schutzmaßnahmen wie zusätzliche FI-Schalter oder Isolationsüberwachung vorhanden sind.
  • Der Schutzleiter (SEBT) muss nicht mehr immer 4 mm² stark sein. Bei geschützter Verlegung reicht 2,5 mm² Kupfer, wenn er separat vom Verteiler kommt.

Die Norm ist jetzt präziser - aber auch komplexer. Deshalb hat der VDE im Jahr 2024 die kostenlose App „VDE BadCheck“ veröffentlicht. Sie zeigt dir anhand einer Raumskizze, wo genau die Schutzbereiche liegen. Bis November 2024 wurde sie über 45.000 Mal heruntergeladen. Das zeigt: Viele brauchen Hilfe.

Mensch auf nassen Fliesen, umgeben von gefährlichem Strom und einem Schutzschild aus Sicherheitstechnik, digitale VDE-App im Hintergrund.

Was kostet eine normgerechte Badrenovierung?

Wenn du dein Bad neu machst, musst du mit höheren Kosten rechnen - aber nicht weil die Norm unfair ist, sondern weil sie Leben rettet.

Ein Elektroinstallateur aus Köln schätzte in einem YouTube-Video, dass eine normgerechte Installation durchschnittlich 1.850 Euro mehr kostet als eine „einfache“ Lösung. Das ist viel - aber es ist die Investition in Sicherheit. Der VDE-Prüf- und Zertifizierungsinstitut hat 500 Installationen analysiert: 58 % der Fehler lagen in der falschen Zoneneinteilung. Das heißt: Viele Leute wissen gar nicht, wo Schutzbereich 1 endet. Sie installieren eine Leuchte zu nah an der Dusche - und riskieren einen Kurzschluss.

Ein Nutzer auf Reddit berichtete, dass eine falsch installierte IPX4-Leuchte in Schutzbereich 1 einen Schaden von 1.200 Euro verursachte - inklusive Wasserschaden und Reparatur. Das ist kein Einzelfall.

Warum du keinen Elektriker sparen solltest

Es gibt viele Anleitungen im Internet. Viele Blogs zeigen, wie man „einfach“ eine Steckdose im Bad einbaut. Aber das ist gefährlich. Die Norm ist nicht für Laien geschrieben. Sie ist für Fachleute - und sie ist nicht verhandelbar.

Die Unfallkasse Nord hat festgestellt: Seit der Einführung der dreigliedrigen Schutzbereiche (vor 20 Jahren) sind elektrische Unfälle in Bädern um 67 % zurückgegangen. Das ist kein Zufall. Das ist die Wirkung von klaren Regeln und fachgerechter Umsetzung.

Wenn du ein Bad renovierst, dann lass die Elektroinstallation von einem zertifizierten Elektrofachbetrieb machen. Lass dir einen schriftlichen Nachweis geben, dass alles nach DIN VDE 0100-701:2025-06 installiert wurde. Frag nach dem Prüfprotokoll. Das ist dein Schutz - und der deiner Familie.

Was kommt als Nächstes?

Die Zukunft des Bades ist digital. Smarte Spiegel, WLAN-Lautsprecher, Sprachsteuerung für die Heizung - all das wird immer häufiger. Aber die Normen sind noch nicht vollständig darauf vorbereitet.

Prof. Birgit Vogel-Heuser von der TU München warnt: „Smart-Home-Technologien bringen neue Risiken. Datenleitungen, Funkverbindungen, Netzwerkkabel - das sind neue Wege für Strom, die die Norm nicht vollständig abdeckt.“ Der VDE hat bereits angekündigt, dass eine Überarbeitung für 2026 geplant ist - mit Fokus auf Ladestationen für elektrische Rasierer und Zahnbürsten, sowie auf die Integration von Datenleitungen.

Langfristig könnte es sogar AR-Brillen geben, mit denen Elektriker im Bad die Schutzbereiche visualisieren können - wie ein digitaler Plan im Kopf. Aber bis dahin: Bleib bei den bewährten Regeln. Sie haben schon viele Leben gerettet.

Kommentare

  • Gilles G
    Gilles G
    Dezember 9, 2025 AT 12:26

    Ich hab letztes Jahr mein Bad gemacht. FI-Schalter war Pflicht. Kein Schnickschnack. Einfach sicher.
    Und das war’s.

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