Strom im Bad kann lebensgefährlich sein - besonders, wenn er nicht richtig installiert ist. Jedes Jahr passieren in Deutschland Dutzende schwerwiegende Stromunfälle im Badezimmer. Die meisten davon wären vermeidbar. Die Lösung liegt nicht in teuren Geräten, sondern in der korrekten Einhaltung der DIN VDE 0100-701. Diese Norm regelt, wo welches Gerät installiert werden darf - und wie sicher es sein muss. Seit Juni 2025 gilt die neue Fassung, die noch strenger ist als die alte. Wer sein Bad renoviert, muss sie kennen. Sonst riskiert er nicht nur seine Sicherheit, sondern auch hohe Nachbesserungskosten.
Warum ist das Bad so gefährlich?
Strom fließt leichter durch nasse Haut als durch trockene. Im Bad steht man barfuß auf einem nassen Boden, die Luft ist feucht, und man berührt Wasser - das senkt den elektrischen Widerstand des Körpers drastisch. Ein kleiner Stromstoß, der in der Küche nur einen Schrecken auslöst, kann im Bad zum Herzstillstand führen. Deshalb gilt im Badezimmer: Keine Kompromisse. Die Norm DIN VDE 0100-701:2025-06 hat genau das im Blick: Sie schützt nicht vor kleinen Stromstößen, sondern vor tödlichen Unfällen.Die drei Schutzbereiche - klar definiert
Die Norm teilt das Bad in drei Zonen ein. Jede Zone hat eigene Regeln. Wer diese nicht kennt, macht Fehler - und zwar häufig. Hier ist die aktuelle Einteilung, wie sie ab Juni 2025 gilt:- Schutzbereich 0: Der direkte Innenraum der Badewanne oder Dusche - also das Wasser selbst. Hier darf nur absolut sicheres Gerät installiert werden: maximal 12 Volt Wechselspannung oder 30 Volt Gleichspannung. Die Stromquelle - etwa ein Transformator - muss außerhalb dieser Zone liegen. Nur Geräte mit IPX7-Schutz (kurzzeitiger Unterwasserbetrieb) sind erlaubt. Das gilt für Unterwasserlampen oder eingebaute Duschstrahler.
- Schutzbereich 1: Der Bereich über der Wanne oder Dusche bis 2,25 Meter Höhe. Horizontal reicht er bis 1,20 Meter vom Wasserauslass - besonders wichtig bei wannenlosen Duschen. Hier dürfen nur Geräte mit mindestens IPX4 (Spritzwasserschutz) verwendet werden. IPX5 (Strahlwasserschutz) ist empfohlen. Die Spannung bleibt auf 12 V Wechselspannung oder 30 V Gleichspannung begrenzt. Das bedeutet: Keine normalen Steckdosen, keine 230-V-Lampen. Nur spezielle 12-V-Leuchten oder Badezimmer-Heizkörper mit eingebautem Trafo.
- Schutzbereich 2: Ein weiterer Ring von 60 cm um Schutzbereich 1. Hier gilt: IPX4 ist Pflicht. Bei Duschen mit Strahlwasser oder Massagefunktionen muss es IPX5 sein. Jetzt darf man auch 230-V-Geräte installieren - aber nur, wenn sie spritzwassergeschützt sind. Das sind zum Beispiel Waschmaschinen, Trockner, Spiegelbeleuchtungen oder elektrische Zahnbürstenladestationen. Steckdosen sind hier erlaubt, aber nur mit Abstand von mindestens 60 cm zu Dusche oder Wanne.
Was nicht erlaubt ist: Leitungen, die aus anderen Räumen kommen, dürfen nicht durch das Bad verlaufen. Sie müssen umgelegt werden. Und alle Stromkreise im Bad müssen mit einem FI-Schutzschalter vom Typ A mit maximal 30 mA Bemessungsdifferenzstrom abgesichert sein. Das ist kein Bonus - das ist Pflicht. Wer das weglässt, macht die ganze Installation unsicher.
Was hat sich mit der neuen Norm 2025 geändert?
Die alte Norm war manchmal unklar - besonders bei Duschen ohne Wanne. Wer genau 1,20 Meter vom Duschstrahl entfernt war, wusste nicht, ob er in Zone 1 oder Zone 2 war. Die neue DIN VDE 0100-701:2025-06 hat das klar geregelt: Bei jeder Dusche ohne Wanne reicht Schutzbereich 1 jetzt einheitlich 1,20 Meter vom Wasserauslass. Keine Interpretationsspielräume mehr.Zusätzlich werden nun auch spezielle Anwendungen explizit behandelt: Außenduschen müssen mindestens IP44 haben - und zusätzlich vor Witterung geschützt sein. Wellnessbereiche mit Whirlpools oder Dampfduschen unterliegen zusätzlich der Norm DIN VDE 0100-702. Und bei barrierefreien Bädern gibt es Ausnahmen: Wenn ein Schalter außerhalb der Schutzbereiche platziert ist und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie z.B. ein Not-Aus-System vorhanden sind, darf er näher an der Dusche liegen. Aber nur dann.
Was ist mit Steckdosen und Spiegelschränken?
Viele renovieren ihr Bad und kaufen ein billiges Spiegelschrank-Beleuchtungssystem aus dem Online-Shop. Die Verpackung sagt „IPX4“ - und sie denken: „Passt schon.“ Doch oft ist das falsch. Ein Spiegelschrank, der direkt über der Dusche hängt, gehört in Zone 1 - da reicht IPX4 nicht aus. Es muss IPX5 sein. Und wenn er nur 50 cm vom Duschstrahl entfernt ist, ist er sogar in Zone 1. Einige Hersteller geben das nicht an. Eine Stichprobe des VDE-Instituts im Februar 2024 zeigte: Nur 67 % der in Online-Shops verkauften Badezimmergeräte erfüllen tatsächlich die angegebene Schutzart.Steckdosen dürfen nur in Zone 2 installiert werden - und zwar mindestens 60 cm von der Wanne oder Dusche entfernt. Und sie müssen immer mit FI-Schutzschalter verbunden sein. Ein Steckdosenblock mit USB-Anschlüssen ist kein Problem - solange er die richtige Schutzart hat und an der richtigen Stelle sitzt. Viele Hausbesitzer denken, ein „wasserdichter“ Steckdosenblock aus dem Baumarkt sei ausreichend. Doch wenn er nicht IPX4 oder höher hat und nicht in Zone 2 steht, ist er gefährlich.
Was ist mit Flächenheizung und LED-Beleuchtung?
Flächenheizungen unter dem Boden oder an der Wand müssen entweder der Schutzklasse I (geerdet) oder III (niederspannungsgesichert) entsprechen. Wenn sie das nicht tun, muss eine metallische Umhüllung geerdet werden. Das ist kein Detail - das ist eine Sicherheitsvoraussetzung. Viele Heizsysteme aus dem Katalog sind nicht dafür ausgelegt, in Bädern zu arbeiten.LED-Strahler sind beliebt - aber nicht alle sind für das Bad geeignet. Ein LED-Strahler mit IPX4, der in Zone 1 installiert wird, funktioniert ein Jahr lang - dann bricht die Dichtung. Ein Modell mit IPX5, richtig montiert, hält 15 Jahre. Ein Nutzer auf der Bauherren-Community „Bauprofi24.de“ berichtet: „Nach der Installation von IPX5-LED-Strahlern in Zone 1 und einem 12-V-Unterwassersystem mit externem Trafo funktioniert alles seit 18 Monaten ohne Probleme.“ Das ist kein Zufall. Das ist korrekte Planung.
Was kostet eine normkonforme Installation?
Eine komplett normgerechte Bad-Elektroinstallation kostet durchschnittlich 1.250 Euro (Stand März 2024). Das reicht für eine Standardausstattung: FI-Schutzschalter, zwei IPX5-Beleuchtungskörper, eine Steckdose in Zone 2, eine Heizung und eine Unterwasserlampe. Bei Premium-Systemen mit Dampfdusche, Heizstrahler, WLAN-Steuerung und integrierter Beleuchtung können es bis zu 2.800 Euro sein.Die größten Kosten fallen nicht durch teure Geräte, sondern durch Nachbesserungen. Eine Umfrage unter 500 Elektrofachbetrieben ergab: In 89 % der Fälle, in denen Laien selbst installiert haben, musste später ein Profi nachbessern - im Durchschnitt für 387 Euro. Warum? Weil Steckdosen in Zone 1 sitzen, Leitungen durch das Bad laufen, oder der FI-Schutzschalter fehlt. Die meisten Fehler sind einfach zu vermeiden - wenn man die Norm kennt.
Was passiert, wenn man die Norm ignoriert?
Es gibt keine Polizei, die in Ihr Bad kommt, um zu prüfen, ob alles richtig ist. Aber wenn jemand verletzt wird - weil ein Gerät falsch installiert wurde - dann zählt die Norm als „anerkannte Regel der Technik“. Das bedeutet: Der Hausbesitzer haftet. Die Versicherung kann die Leistung verweigern. Und wenn es zu einem Tod kommt, kann es sogar strafrechtliche Konsequenzen geben.Dr. Petra Schneider von der TU München sagt: „Die 30-mA-Grenze beim FI-Schutzschalter ist nicht willkürlich. Sie basiert auf medizinischen Studien. Bei mehr als 30 mA steigt das Risiko für Herzstillstand exponentiell.“
Ein Elektrofachbetrieb aus Berlin berichtete: „In 68 % unserer Prüfungen bei Badrenovierungen finden wir Verstöße gegen die Schutzbereiche.“ Die häufigsten Fehler? Falsche IP-Schutzarten (48 %), fehlende FI-Schutzschalter (29 %), und Steckdosen in Zone 1 (15 %).
Was tun, wenn man sein Bad renoviert?
1. Planen Sie vor dem Bau. Zeichnen Sie den Grundriss auf. Markieren Sie Wanne, Dusche, Wasserauslass. Zeichnen Sie die drei Zonen ein. 2. Wählen Sie Geräte mit echter Zertifizierung. Kaufen Sie nur bei Fachhändlern. Prüfen Sie das Etikett: IPX4, IPX5, 12 V, Typ A FI-Schutz. Vermeiden Sie Online-Produkte ohne klare Herstellerangaben. 3. Stellen Sie sicher, dass alle Leitungen außerhalb des Bades verlaufen. Keine Kabel von der Küche oder dem Flur durch das Bad führen. 4. Installieren Sie einen FI-Schutzschalter mit 30 mA. Er muss den gesamten Badezimmerkreis schützen. Nicht nur eine Steckdose. 5. Lassen Sie sich von einem Elektrofachmann beraten. Ein guter Installateur kostet mehr - aber er verhindert teure Fehler. Die durchschnittliche Planungszeit beträgt 3,2 Stunden, die Installation 4,7 Stunden. Das ist kein Luxus - das ist Standard.Ein Bad ist kein Ort für Experimente. Strom und Wasser vertragen sich nicht - es sei denn, die Technik ist perfekt. Die DIN VDE 0100-701:2025 ist kein Hindernis. Sie ist die einzige Garantie dafür, dass Ihr Bad sicher bleibt - für Sie, Ihre Familie, Ihre Gäste.
Darf ich eine normale Steckdose im Bad installieren?
Ja - aber nur in Schutzbereich 2, also mindestens 60 cm von Wanne oder Dusche entfernt. Sie muss mit einem FI-Schutzschalter vom Typ A (30 mA) gesichert sein. Steckdosen in Zone 1 oder 0 sind streng verboten.
Was bedeutet IPX4 oder IPX5 genau?
IPX4 bedeutet Spritzwasserschutz - das Gerät hält Wasser von allen Seiten stand, solange es nicht direkt unter Druck gesprüht wird. IPX5 bedeutet Strahlwasserschutz - es hält einem Wasserstrahl aus einer Düse stand. In der Dusche oder direkt über der Wanne braucht man IPX5. In Zone 2 reicht IPX4, wenn kein direkter Strahl auf das Gerät trifft.
Kann ich eine LED-Leuchte mit 230 Volt in der Dusche verwenden?
Nein. In Schutzbereich 0 und 1 ist die Spannung auf maximal 12 V Wechselspannung oder 30 V Gleichspannung begrenzt. Eine 230-V-LED-Leuchte ist dort verboten. Sie darf nur in Zone 2 installiert werden - und nur, wenn sie IPX4 oder höher hat.
Warum brauche ich einen FI-Schutzschalter?
Ein FI-Schutzschalter (RCD) unterbricht den Strom innerhalb von Millisekunden, wenn ein Fehlerstrom fließt - etwa wenn jemand den Stromleiter berührt. Bei 30 mA ist das Risiko eines Herzstillstands noch gering. Bei höheren Werten steigt es dramatisch. In Bädern ist er gesetzlich vorgeschrieben - und lebenswichtig.
Was passiert, wenn ich die Norm nicht einhalte?
Wenn jemand verletzt wird, weil die Installation nicht normkonform ist, haften Sie als Hausbesitzer. Die Versicherung kann die Schadenszahlung verweigern. Bei schweren Unfällen kann es zu strafrechtlichen Konsequenzen kommen. Zudem müssen Sie die Installation später auf eigene Kosten nachbessern - oft für mehrere Hundert Euro.
Gilt die neue Norm auch für alte Bäder?
Ja - wenn Sie das Bad renovieren, müssen Sie die aktuelle Norm einhalten. Auch bei einer Teilsanierung. Wenn Sie nur die Fliesen wechseln und die Elektrik unberührt lassen, bleibt die alte Installation gültig. Sobald Sie aber Leitungen verlegen, Steckdosen verschieben oder Geräte austauschen, müssen Sie auf die neue Norm umstellen.
Kann ich selbst die Elektroinstallation im Bad machen?
Technisch ja - aber nur, wenn Sie die Norm genau kennen und die Arbeiten von einem Elektrofachmann geprüft werden. Die meisten Laien machen Fehler bei den Schutzbereichen oder vergessen den FI-Schutzschalter. In 89 % der Fälle führen Laienversuche zu teuren Nachbesserungen. Es ist riskant und oft teurer als eine professionelle Installation.