Stolperfallen im Haus vermeiden: Teppiche, Kabel und Schwellen sicher beseitigen

Stolperfallen im Haus vermeiden: Teppiche, Kabel und Schwellen sicher beseitigen

Stürze im eigenen Zuhause sind kein seltenes Ereignis - sie sind gefährlich, oft vermeidbar und kosten jedes Jahr in Deutschland über 5,8 Milliarden Euro. Die meisten dieser Unfälle passieren nicht auf der Straße, sondern in der eigenen Wohnung. Und die Hauptursachen? Teppiche, Kabel und Türschwellen. Wenn du oder ein Familienmitglied älter wird, oder einfach nur mehr Sicherheit im Alltag willst, dann lohnt es sich, diese drei Gefahrenquellen genau unter die Lupe zu nehmen. Es geht nicht um eine große Renovierung. Es geht um kleine, günstige und effektive Schritte, die dein Zuhause sicherer machen - und dir oder deinen Angehörigen das Gefühl geben, wieder selbstbestimmt zu leben.

Teppiche: Der unsichtbare Feind im Wohnzimmer

Teppiche und Läufer sehen gemütlich aus. Sie dämpfen den Schritt, wärmen den Boden und geben dem Raum eine warme Atmosphäre. Aber sie sind auch eine der häufigsten Ursachen für Stürze - besonders bei älteren Menschen. Schon eine Kante, die nur 5 Millimeter hoch ist, reicht aus, um einen Fuß zu hängen zu lassen. Und wenn der Teppich nicht fest verklebt ist? Dann rollt er sich auf, schiebt sich unter den Schuh, oder hebt sich beim Gehen an. Das ist kein kleiner Unfall - das ist ein Bruch des Hüftknochens, eine lange Reha, ein Verlust der Selbstständigkeit.

Die Lösung ist einfach, aber oft übersehen: Entferne lose Teppiche. Ja, wirklich. Wenn du keinen fest verklebten Teppichboden hast, dann ist ein loser Läufer im Flur oder vor dem Sofa ein Risiko. Wenn du ihn behalten willst, dann nutze Antirutschmatten. Nicht irgendeine Matte. Nutze solche aus Nitrilgummi mit einer Dichte von mindestens 1,8 kg/m². Diese halten auch bei Feuchtigkeit, etwa nach dem Duschen oder wenn jemand nasse Schuhe hereintritt. Standardmatten aus Polyestern oder Schaumstoff versagen oft nach wenigen Wochen. Ich habe selbst gesehen, wie ein Kunde mit billigen Klebebändern aus dem Discounter seinen Teppich fixiert hat - nach drei Wochen war er wieder aufgerollt. Ein Sturz folgte.

Ein guter Tipp: Kaufe Matten mit CE-Zertifikat. Sie sind geprüft und halten, was sie versprechen. Die Preise liegen zwischen 8,99 und 12,95 Euro pro Matte - ein kleiner Betrag für eine große Sicherheit. Und wenn du einen Teppich nicht entfernen kannst, dann klebe ihn mit doppeltem Klebeband an allen vier Seiten fest. Nicht nur an den Ecken. An jeder Kante. Jeder Millimeter zählt.

Kabel: Die unsichtbaren Fallen im Alltag

Kabel sind überall. Der Laptop-Lader am Schreibtisch, das Ladegerät fürs Handy am Nachttisch, die Lampe neben dem Sofa, der Staubsauger, der immer im Weg steht. 23 Prozent aller häuslichen Stürze passieren, weil jemand über ein Kabel gestolpert ist. Das ist mehr als jeder vierte Sturz. Und oft ist es kein großes Kabel - es ist ein dünnes Ladegerät, das quer über den Flur verläuft, weil die Steckdose zu weit weg ist.

Die einfachste Lösung? Kabelkanäle. Diese kleinen Plastik- oder Metallrinnen werden am Boden befestigt und verstecken das Kabel darin. PVC-Kanäle sind günstig - ab 2,49 Euro pro Meter - und einfach zu montieren. Sie reichen für die meisten Wohnungen aus. Wenn du mehr Stabilität brauchst, etwa in einem Flur mit viel Verkehr, dann nimm Aluminiumkanäle. Die sind stabiler, halten länger, aber wiegen auch mehr. Sie kosten ab 8,99 Euro pro Meter.

Ein anderer Trick: Nutze Kabelschellen. Die kleinen, flexiblen Halterungen aus Edelstahl, die du an Möbeln oder Wänden anbringen kannst. Sie halten bis zu 5 kg Gewicht und halten das Kabel straff an der Wand. Ein Kabel, das an der Wand entlangläuft, ist kein Stolperfall mehr. Und wenn du mehrere Kabel hast, dann bündele sie mit einem Kabelbinder - aber nicht zu straff. Lass genug Spiel, damit sie nicht abbrechen.

Wichtig: Vermeide, Kabel über Gehwege zu legen. Wenn du den Staubsauger benutzt, zieh ihn nicht quer durch den Flur. Lege ihn an der Wand entlang. Wenn du den Fernseher anschließt, sorge dafür, dass das Kabel nicht über den Boden führt. Ein kleiner Umweg beim Einrichten spart später Schmerzen.

Türschwellen: Die unsichtbare Barriere

Türschwellen sind ein Relikt aus einer anderen Zeit. Früher dienten sie dazu, Kälte, Gerüche oder Tiere abzuhalten. Heute haben sie nur noch einen Zweck: Stolperfallen. Schwellen ab einer Höhe von 10 Millimetern erhöhen das Sturzrisiko um das 2,7-fache. Das ist kein kleiner Unterschied - das ist ein riesiges Risiko. Und viele Menschen merken es gar nicht, bis sie drauftreten. Die Schwellen sind oft in der gleichen Farbe wie der Boden. Kein Kontrast. Keine Warnung. Nur eine unsichtbare Kante.

Die beste Lösung? Die Schwelle komplett entfernen. Ja, das klingt nach einer großen Baustelle. Und es ist es auch - aber nur, wenn du es selbst machst. In 68 Prozent der Fälle brauchst du einen Handwerker. Die Kosten liegen zwischen 150 und 400 Euro pro Tür. Aber denk daran: Ein einziger Sturz mit Hüftfraktur kostet in der Behandlung und Reha oft mehr als 20.000 Euro. Und das ist nicht nur Geld - das ist Lebensqualität.

Wenn du die Schwelle nicht entfernen willst oder kannst, dann nutze Schwellenkeile. Das sind flexible, gummierte Streifen, die du über die Schwelle legst. Sie gleichen Höhenunterschiede bis zu 25 Millimetern aus. Sie sind einfach anzubringen, halten jahrelang und kosten zwischen 15 und 30 Euro. Noch besser: Kombiniere sie mit einem reflektierenden Klebeband in Leuchtfarben wie RAL 1007 (Helles Gelb). Das sorgt dafür, dass die Schwelle sichtbar wird - auch bei schwachem Licht. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt einen Kontrast von mindestens 70 Prozent zwischen Schwelle und Boden. Das bedeutet: Wenn dein Boden dunkel ist, dann wähle eine helle Markierung. Und umgekehrt.

Kabel liegen quer über einen Flur, während ein Kabelkanal bereitliegt, um die Gefahr zu beseitigen.

Die drei Schritte zur sicheren Wohnung

Du musst nicht alles auf einmal machen. Aber du musst etwas machen. Die Initiative „Aktion Das sichere Haus“ empfiehlt einen klaren Dreischritt:

  1. Identifiziere alle Stolperfallen. Geh durch jede Wohnung mit Tageslicht. Knie dich hin. Schau unter Möbeln, hinter Türen, am Boden. Markiere mit einem Zettel: Teppich, Kabel, Schwelle.
  2. Priorisiere. Schwellen sind am gefährlichsten, dann kommen lose Kabel, dann Teppiche. Beginne mit der höchsten Gefahr.
  3. Setze um. Plane 4 Wochen Zeit ein. Kaufe die Materialien, montiere sie, teste sie. Mach das nicht in einem Tag. Mach es bewusst.
Ein Tipp aus der Praxis: Mach das mit jemandem zusammen. Ein Freund, ein Kind, ein Pfleger. Zwei Augen sehen mehr als eins. Und du wirst überrascht sein, wie viele Dinge du übersehen hast - weil du sie einfach „normal“ findest.

Was kostet Sicherheit?

Du denkst, das ist teuer? Falsch. Hier ist eine realistische Kostenaufstellung für eine kleine Wohnung:

  • Antirutschmatten für 3 Teppiche: 30 Euro
  • Kabelkanäle für 5 Kabel: 20 Euro
  • Schwellenkeile für 2 Türen: 40 Euro
  • Reflektierendes Klebeband: 10 Euro
  • Gesamt: 100 Euro
Das ist weniger als ein neues Smartphone-Kabel. Und du bekommst dafür etwas, das du nicht kaufen kannst: Sicherheit. Ruhe. Selbstständigkeit.

Und seit Januar 2023 übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung bis zu 100 Euro pro Jahr für solche Maßnahmen - wenn du einen Antrag beim Medizinischen Dienst stellst. Du musst nur sagen: „Ich möchte Stolperfallen vermeiden.“ Keine Diagnose nötig. Kein Arztbrief. Einfach den Antrag ausfüllen. Viele wissen das nicht. Du kannst es jetzt wissen.

Eine unsichtbare Türschwelle wird mit einem gelben Gummiring und reflektierendem Klebeband sichtbar gemacht.

Was andere tun - und was du vermeiden solltest

Auf Foren wie „Pflege-Ratgeber.de“ oder Reddit teilen Menschen ihre Erfahrungen. Die meisten sagen: „Ich hätte es früher tun sollen.“

Eine 72-jährige Frau aus München berichtet: „Seit ich meine Läufer mit einer Antirutschmatte fixiert habe, hatte ich keine Stolperunfälle mehr. Früher war es mindestens zweimal pro Monat.“

Ein anderer Nutzer schreibt: „Ich habe billige Teppichklebebänder genommen - nach drei Wochen lösten sie sich. Ich stolperte. Und das war nicht das erste Mal.“

Vermeide diese Fehler:

  • Nicht nur die Ecken kleben - alle Kanten müssen fest sein.
  • Nicht nur Kabel verstecken - sie müssen gar nicht mehr im Weg sein.
  • Nicht nur die Schwelle bemalen - sie muss sichtbar und flach sein.
Und vergiss nicht: Stolperfallen bilden sich neu. Wenn du neue Möbel aufstellst, neue Kabel verlegst, einen neuen Teppich kaufst - dann prüfe noch einmal. Jede 60 bis 90 Tage. Ein kurzer Blick reicht.

Warum du jetzt handeln solltest

Jeder dritte Sturz bei Menschen über 65 führt zu schweren Verletzungen. 71 Prozent dieser Unfälle sind durch sichtbare Stolperfallen verursacht. Und ein erster Sturz erhöht das Risiko für weitere Unfälle um das Dreifache. Das ist kein Zufall. Das ist ein Muster. Und es ist vermeidbar.

Du musst nicht perfekt sein. Du musst nicht alles auf einmal ändern. Aber du musst anfangen. Heute. Mit einem Teppich. Mit einem Kabel. Mit einer Schwelle. Denn Sicherheit ist kein Luxus. Sie ist ein Grundrecht - besonders im eigenen Zuhause.

Wie erkenne ich, ob ein Teppich ein Stolperfall ist?

Ein Teppich ist eine Stolperfalle, wenn er lose liegt, sich an den Rändern aufrollt oder eine Kante von mehr als 3 Millimetern Höhe hat. Teste ihn, indem du mit dem Finger über die Kante fährst. Wenn du sie spürst, ist sie zu hoch. Wenn du ihn leicht anheben kannst, ist er nicht fest genug. Entferne ihn oder fixiere ihn mit einer Antirutschmatte, die mindestens 1,8 kg/m² wiegt.

Sind Kabelkanäle aus PVC sicher genug?

Ja, PVC-Kabelkanäle sind für die meisten Wohnungen völlig ausreichend. Sie sind günstig, leicht zu montieren und halten bei normaler Nutzung. Wenn du aber eine hohe Fußgängerbelastung hast - etwa in einem Flur mit Rollator oder Rollstuhl - dann ist Aluminium stabiler. Aber auch PVC hält jahrelang, wenn es richtig verklebt ist. Wichtig ist, dass das Kabel komplett versteckt ist und keine Kante nach oben ragt.

Kann ich eine Türschwelle selbst entfernen?

Das ist nur bei sehr einfachen, nicht tragenden Schwellen möglich - etwa bei Innenzimmertüren mit Holzschwelle. Du brauchst einen Hammer, einen Meißel und einiges an Erfahrung. Bei Betonschwellen, bei Fliesen oder bei Türen mit Dämmung ist eine professionelle Entfernung nötig. Die Kosten liegen bei 150 bis 400 Euro, aber das ist oft billiger als ein Krankenhausaufenthalt. Frag einen Handwerker - es lohnt sich.

Warum ist ein Kontrast bei Schwellen so wichtig?

Viele Menschen, besonders im Alter, sehen Farben und Helligkeitsunterschiede schlechter. Wenn eine Schwelle die gleiche Farbe wie der Boden hat, sieht sie wie ein Teil des Bodens aus - und nicht wie eine Kante. Ein Kontrast von mindestens 70 Prozent (z. B. dunkler Boden mit hellem Klebeband) macht die Schwelle sichtbar, auch bei schwachem Licht. Das reduziert das Sturzrisiko erheblich.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Antirutschmatten?

Ja, seit Januar 2023 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen bis zu 100 Euro pro Jahr für Sturzpräventionsmaßnahmen - dazu gehören Antirutschmatten, Kabelkanäle und Schwellenkeile. Du musst einen Antrag beim Medizinischen Dienst (MDK) stellen. Keine Diagnose nötig. Einfach sagen: „Ich möchte mein Zuhause sicherer machen.“ Der MDK prüft und genehmigt. Viele wissen das nicht - aber du kannst es jetzt nutzen.