Elektroinstallation erneuern in älteren Wohnimmobilien: So sichern Sie Ihr Zuhause

Elektroinstallation erneuern in älteren Wohnimmobilien: So sichern Sie Ihr Zuhause

Warum Ihre alte Elektroinstallation ein Zeitbomben ist

Stellen Sie sich vor: Sie ziehen einen Stecker aus der Wand - und die Steckdose wird heiß. Nicht nur warm. Heiß. Dann riecht es nach verbranntem Kunststoff. Ein kurzer Funke. Und dann? Stille. Das ist kein Film. Das ist Realität in tausenden deutschen Altbauten. In Häusern, die noch mit Elektrizität aus den 1960er-Jahren betrieben werden. Die Sicherungen sind Schraubsicherungen. Die Kabel sind aus Aluminium. Und der FI-Schalter? Der gibt’s nicht. Oder er ist kaputt. Seit 20 Jahren.

Das ist kein Fall von schlechtem Glück. Das ist System. Laut Stadtwerke Solingen ist Elektrizität die Nummer 1 Brandursache in deutschen Wohnhäusern. Und die meisten dieser Brände passieren nicht in Neubauten. Sondern in Häusern, die vor 1990 gebaut wurden. Warum? Weil die Elektroinstallation damals für einen Kühlschrank, eine Glühbirne und einen Fernseher ausgelegt war. Heute haben Sie einen Kühlschrank, eine Waschmaschine, einen Geschirrspüler, drei Fernseher, einen Laptop, eine Ladestation fürs E-Auto, eine Klimaanlage und noch fünf Ladegeräte im Zimmer. Die Leitungen sind überlastet. Und sie altern. Schnell.

Was genau ist an einer alten Elektroinstallation gefährlich?

Es geht nicht nur um die Steckdosen. Es geht um die Kabel, die hinter den Wänden liegen. In Häusern, die vor 1990 gebaut wurden, fehlt oft der Schutzleiter. Das bedeutet: Kein Erdungskabel. Kein Sicherheitsnetz. Wenn ein Gerät einen Fehler hat, fließt der Strom nicht ab. Er sucht sich einen anderen Weg - zum Beispiel durch Sie.

Aluminiumkabel sind ein weiteres Problem. Sie wurden in den 70er-Jahren oft als billige Alternative zu Kupfer verwendet. Aber Aluminium wird brüchig. Es oxidiert. Es löst sich an den Anschlüssen. Das führt zu Kontaktstellen, die heiß werden. Und heiß werden = Feuer. Einige Studien zeigen, dass Häuser mit Aluminiumleitungen bis zu fünfmal häufiger in Brand geraten als solche mit modernen Kupferleitungen.

Und dann sind da noch die Sicherungen. Schmelzsicherungen. Die reagieren nicht schnell genug. Sie halten durch, wenn es gefährlich wird. Ein moderner Leitungsschutzschalter hingegen schaltet innerhalb von Millisekunden ab, wenn er einen Kurzschluss oder eine Überlast erkennt. Und der FI-Schalter? Der rettet Leben. Er merkt, wenn Strom in den Boden fließt - etwa weil jemand einen defekten Wasserkocher berührt. Dann schaltet er ab. In 9 von 10 Altbauten gibt es ihn nicht. Oder er ist ausgeschaltet, weil er „öfter auslöst“.

Was sagt das Gesetz? Bestandsschutz ist kein Freifahrtschein

„Meine Anlage ist aus den 70ern, aber sie war damals ordentlich verlegt. Also ist alles in Ordnung.“ Diesen Satz hören Elektriker täglich. Er ist falsch. Der sogenannte Bestandsschutz bedeutet nur: Wenn die Anlage damals den Vorschriften entsprach, dürfen Sie sie so belassen. Aber es sagt nichts darüber aus, ob sie heute noch sicher ist.

Die DIN 18015, die heute gültige Norm für Wohngebäude, schreibt vor: Mindestens eine Steckdose pro 4 Quadratmeter. In einem 20 Quadratmeter Wohnzimmer? Fünf Steckdosen. In vielen Altbauten? Eine. Und die ist vollgestopft mit Mehrfachsteckdosen. Das ist kein Manko. Das ist ein Risiko.

Und der FI-Schalter? Heute muss er in jeder Steckdose in Nassräumen sein - und empfohlen in allen anderen Räumen. In Altbauten? Oft nur ein einziger, für das ganze Haus. Wenn er auslöst, ist das ganze Haus dunkel. Kein Licht. Kein Kühlschrank. Kein Notruf. Das ist kein Komfortproblem. Das ist eine lebensgefährliche Situation.

Offener Sicherungskasten mit veralteten Sicherungen und aluminiumnen Kabeln in einem Keller.

Wie erkenne ich, dass meine Installation dringend erneuert werden muss?

Sie müssen kein Elektriker sein, um Warnsignale zu erkennen. Hier sind die fünf deutlichsten Anzeichen:

  1. Flackernde Lichter - besonders wenn Sie einen Staubsauger einschalten. Das ist kein „normaler“ Lichtblitz. Das ist eine überlastete Leitung.
  2. Verfärbte oder schwarze Steckdosen - nicht nur an der Oberfläche. Wenn die Wand dahinter dunkel ist, ist das kein Schmutz. Das ist verbranntes Material.
  3. Der Geruch von verbranntem Plastik - nicht immer stark. Manchmal nur ein leichter, süßlicher Duft. Aber wenn Sie ihn riechen, ist es zu spät für eine „Spätere Prüfung“.
  4. Häufiges Auslösen der Sicherung - besonders wenn Sie mehrere Geräte gleichzeitig nutzen. Das ist kein Zufall. Das ist ein Signal: Die Leitung hält nicht mehr.
  5. Kein FI-Schalter im Sicherungskasten - oder einer, der nicht mehr funktioniert. Probieren Sie es aus: Drücken Sie die Testtaste. Wenn nichts passiert, ist er tot.

Wenn eines davon auf Sie zutrifft - handeln Sie. Nicht nächstes Jahr. Nicht wenn die Renovierung ansteht. Jetzt. Denn die meisten Brände passieren, wenn niemand zu Hause ist.

Was kostet eine moderne Elektroinstallation?

Ein vollständiger Austausch in einem 100-120 Quadratmeter großen Einfamilienhaus kostet im Durchschnitt 7.500 Euro. Das klingt viel. Aber vergleichen Sie es mit dem, was passieren kann: Ein Brand. Die Versicherung zahlt nicht, wenn die Anlage nicht fachgerecht war. Und der Schaden? 50.000 Euro. 100.000 Euro. Vielleicht mehr.

Die Kosten variieren je nach:

  • Größe des Hauses
  • Zustand der Wände (müssen sie aufgebrochen werden?)
  • Anzahl der Steckdosen und Schalter
  • Ob Sie Smart-Home-Technik einbauen wollen

Ein E-CHECK, der die aktuelle Situation prüft, kostet zwischen 150 und 300 Euro. Das ist der erste Schritt. Nicht die Lösung. Aber die Grundlage für eine fundierte Entscheidung. Und: Er ist oft die Voraussetzung für Fördermittel.

Wie wird eine Elektroinstallation erneuert?

Es ist kein Tagewerk. Aber es ist auch kein halbes Jahr Chaos. In einem Einfamilienhaus dauert die Arbeit meist 3-5 Tage. Der Elektriker arbeitet meist in Abschnitten - eine Wohnung nach der anderen. Der Strom bleibt nicht lange aus.

Der Prozess sieht so aus:

  1. Prüfung - Der E-CHECK. Der Elektriker prüft alle Leitungen, Sicherungen, Steckdosen und den FI-Schalter. Er erstellt einen schriftlichen Bericht.
  2. Planung - Basierend auf dem Bericht wird ein neuer Plan erstellt: Wie viele Steckdosen? Wo? Welche Kreise? Welche Leitungen? Welche Sicherungen?
  3. Ausbau - Alte Leitungen werden entfernt. Alte Kabel, alte Kästen, alte Sicherungen. Alles raus.
  4. Einbau - Neue Leitungen werden verlegt. In den meisten Fällen in Schutzrohren. Neue Sicherungskästen mit modernen Leitungsschutzschaltern. Mindestens sechs FI-Schalter - einer für die Küche, einer für das Badezimmer, einer für das Wohnzimmer, etc.
  5. Abnahme - Der Elektriker gibt den Kasten frei. Die Anlage wird geprüft. Sie erhalten eine Prüfbescheinigung. Das ist wichtig. Für die Versicherung. Für den Verkauf. Für Ihre Sicherheit.

Und: Sie müssen einen Elektriker mit Meisterbrief beauftragen. Laienarbeiten sind nicht nur verboten - sie machen Ihre Versicherung ungültig. Das ist kein Risiko. Das ist ein Verlust.

Vergleich eines alten und modernen Elektriksystems in einem Haus, von Gefahr zu Sicherheit.

Förderung: Was die KfW zahlt

Die KfW fördert Elektroinstallationen - aber nur, wenn sie mit einer energetischen Sanierung verbunden ist. Heißt: Wenn Sie die Dämmung verbessern, die Fenster austauschen oder die Heizung modernisieren, können Sie bis zu 5.000 Euro Zuschuss bekommen - für die gesamte Sanierung, inklusive Elektro.

Das ist ein großer Vorteil. Denn oft ist die Elektroinstallation der letzte Schritt. Aber sie sollte der erste sein. Denn ohne moderne Leitungen können Sie keine Wärmepumpe, keine Photovoltaik und keine Wallbox anschließen. Die Elektroinstallation ist die Grundlage für die Zukunft.

Was kommt als Nächstes? Die Zukunft ist elektrisch

Ab 2025 will die Bundesnetzagentur die Nachrüstung von FI-Schaltern in allen Bestandsgebäuden vorschreiben. Das ist kein Wunsch. Das ist eine Gesetzesänderung, die in Vorbereitung ist. Wer jetzt nichts tut, wird später gezwungen. Und teurer.

Und dann kommt noch mehr: Photovoltaik. E-Autos. Smarte Heizungen. Alles braucht Strom. Und mehr Strom. Und sichereren Strom. Die Elektroinstallation wird nicht nur zur Sicherheitsbasis. Sie wird zur Energiezentrale Ihres Hauses.

Experten wie Prof. Dr. Hans-Jürgen Schmolke vom ZVEI sagen: „Die elektrische Hausinstallation wird zur zentralen Infrastruktur für die Energiezukunft.“ Das ist kein Marketing-Spruch. Das ist Realität.

Was tun, wenn Sie unsicher sind?

Wenn Sie nicht wissen, ob Ihre Anlage sicher ist - lassen Sie sie prüfen. Ein E-CHECK kostet 200 Euro. Ein Brand kostet alles. Es gibt keinen Grund, zu warten. Nicht, weil es „nicht dringend“ ist. Sondern weil es nie zu spät ist - solange Sie noch handeln können.

Und wenn Sie sich entscheiden: Wählen Sie einen seriösen Elektriker. Fragen Sie nach Referenzen. Fragen Sie nach der Prüfbescheinigung. Und fragen Sie nicht nur nach dem Preis - fragen Sie nach dem Plan. Was wird erneuert? Warum? Wie lange hält es? Was ist mit der Zukunft?

Denn eine gute Elektroinstallation ist keine Ausgabe. Sie ist eine Investition. In Ihre Sicherheit. In Ihre Ruhe. In die Zukunft Ihres Zuhauses.

Kommentare

  • lothar menev
    lothar menev
    November 18, 2025 AT 06:39

    Meine Steckdose im Wohnzimmer ist schwarz geworden. Habe sie noch nicht ausgetauscht. Sollte ich wohl.

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